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Maschinenüberwachungsträume platzen lassen

Engagement gegen die Verwendung biometrischer Daten – Die europäische Bürger:inneninitiative „Reclaim your Face“

Das folgende Paradox wird oft von mir angesprochen: Einführungen von Systemen technologischer Überwachung werden oft sehr unterschiedlich bewertet. Werden sie in China genutzt, gelten sie für Menschen im Westen oft als Beleg einer „Digitaldiktatur“ oder ähnlichem. Im eigenen Land wird die Einführung der gleichen Technologie aber als notwendige oder nahezu evolutionär unabwendbare Weiterentwicklung von „Sicherheit“ gesehen. Aber es gibt auch Gegenstimmen, wie Eine europäische Bürger:inneninitiative sammelt (EBI) Unterschriften gegen die Ausweitung biometrischer Überwachung in der EU.

Ein Beispiel für diese Entwicklungen ist die maschinelle Erkennung und Aufzeichnung sowie Aufbewahrung und Auswertung von sogenannten biometrischen Daten. Dabei handelt es sich um Daten, die sich nicht nur auf unser Aussehen beziehen, etwa auf die Form und den Aufbau unseres Gesichtes, sondern auch auf die sichtbaren Verläufe unserer Venen und auf unsere Bewegungen wie etwa unser Gang – sogar die Art, wie wir lächeln, kann ausgewertet werden. Eine wunderbare und pointierte Übersicht zum Thema liefert Andrea Knaut in ihrem Vortrag „Sie haben den Nutzen der Technik noch nicht rational erkannt! – Biometrie verstehen und akzeptieren“. Wie wenig Daten von Nöten sind, um uns durch Maschinen identifizieren zu lassen, erklärt Benjamin Kees in seinem informativen wie nuancierten Sporangium-Beitrag „Automatisierte Videoüberwachung. Von Computern, die auf Menschen starren“.

Auch wenn die Arbeit von EBI in den Bereich des Clicktivism fällt, also einer politischen Aktionsform, die Partizipation oft mehr simuliert als tatsächlich in tiefere Schichten politischer Beteiligung vorzudringen, und ich zudem meist von dem Hinterlassen persönlicher Daten im Internet warne – hier kann der Sinn erkannt werden.

Zwar hat das europäische Parlament, vielleicht auch aufgeschreckt durch Kampagnen wie Reclaim your Face, einen Beschluss gegen die Verwendung von biometrischen Daten eingelegt siehe auch den Artikel von Netzpolitik, allerdings führt dieser Beschluss nicht zu einem Verbot, sondern kann eher als Symbol betrachtet werden.

Denn – sich auf den verschiedenen politischen Ebenen mit den unterschiedlichsten Mitteln zur Wehr zu setzen, kann Erfolge bringen. So ist die Klage gegen die Fingerabdruckpflicht in deutschen Personalausweisen von DigitalCourage vom Verwaltungsgericht Wiesbaden an den Europäischen Gerichtshof verwiesen worden. https://digitalcourage.de/blog/2022/fingerabdruckpflicht-wird-eugh-vorgelegt

Also: Kurz und knapp: Klicken und digital gegen die Verwendung von biometrischen Daten engagieren. https://reclaimyourface.eu !