Gerade erschien Band 1 der Reihe „Uns das Grundgesetz aneignen!“ von Roland Appel und der Radikaldemokratischen Stiftung e.V. unter anderem mit Beiträgen von Ingrid Matthäus-Maier, Gerhart Baum, Heribert Prantl und Christine Hohmann-Dennhardt.
In Band 2 zu Grundrechten in der digitalen Gesellschaft erscheint ein Essay von mir. Dieser beschäftigt sich mit dem sogenannten Volkszählungsurteil von 1983, das, wenig gewürdigt, letztes Jahr 40. Jahrestag hatte. Dem Recht auf informelle Selbstbestimmung.
Wie im Beitrag vom Mai diesen Jahres und in Vorträgen schon angesprochen, bin ich immer wieder überrascht, welchen kulturellen Wandel der Umgang mit Daten über uns erfahren hat.
In Westdeutschland hatten in den 1980ern weite Teile der Bevölkerung gegen die staatliche Erhebung von Daten im Rahmen der Volkszählung protestiert und Widerstand dagegen geleistet, in der Schweiz gingen 1990 nach dem Bekanntwerden des Fichenskandal allein in Bern über 30.000 Menschen auf die Straße.
Und heute? „Sie wissen mehr als 1989“ überschrieb die schweizerische Journalistin Merièm Strupler der Wochenzeitung ihren Artikel zu Dreissig Jahre Fichenskandal. Viel mehr.
Aber heute ist neben der staatlichen Überwachung die wirtschaftliche in den Vordergrund getreten. Aber wie uns Edward Snowden und andere vor über 10 Jahren zeigten, arbeiten beide Instanzen oft zum Nachteil der Überwachten zusammen.
Und wir? Wir arbeiten mit. Wir haben ein Streichelwanze, die wir manchmal in der Tasche tragen, aber vielmehr noch in der Hand halten und streicheln. Die zwischen uns und der Welt steht und durch deren Filter wir die Welt meist wahrnehmen.
Der Aufschrei gegen staatlich verordnete elektronische Fußfesseln war, vollkommen zu recht – aber was ist mit der „freiwilligen“ elektronischen Handflächenwanze, die wir mit uns tragen, für die wir sogar zahlen und ohne die wir fast keinen Schritt machen? Schon gar keinen Schritt vor die Tür.
„Every breath you take, every move you make, I’ll be watching you“
„Roxanne“ The Police 1978
Wann wurden diese verstörenden Liedzeilen („Jeden Atemzug den du machst, jede Bewegung die du machst wird von mir beobachtet“) zum Motto dieser Gesellschaft?
Dieser Frage versuche ich in dem Essay nachzugehen. Bestellt werden kann das Buch u.a. über die Seite der Radikaldemokratischen Stiftung http://www.radikaldemokratische-stiftung.org/
Viel Spaß beim Lesen – ich freue mich über Rückmeldungen!